Naturschutzverordnung

Beschreibung des Naturschutzgebietes Insel Walfisch

Auszug aus: 
Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern herausgegeben vom Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern, 
Seite 62:

Insel Walfisch

Größe: 80 ha
Kreisfreie Stadt: Hansestadt Wismar und Küstengewässer M-V
Unterschutzstellung: 20.04.1990

Schutzverordnung: Verordnung über das Naturschutzgebiet „Insel Walfisch“
vom 30. März 2010; veröffentlicht GVOBl. M-V 2010, S. 202.

Schutzzweck: Schutz, Erhalt und wissenschaftliche Dokumentation einer Inselbildung in der inneren Wismarbucht mit einer Küstenvogelbrutkolonie sowie mit Nahrungs- und Ruheplätzen von rastenden und mausernden Wat- und Wasservögeln.

Lage: Das Schutzgebiet liegt in der Inneren Wismarbucht zwischen Wismar und der Insel Poel unmittelbar nördlich der Wismarer Hafenzufahrt – 2,5 bis 2,5 m NN und gehört zur Landschaftseinheit „Wismarbucht mit Insel Poel“ (102).

Geologie und Wasserhaushalt: Die Insel besteht aus einem freien Strandwall, der im Nordteil auf einem Geschiebemergelkern aufliegt. Infolge von Sedimentverlagerungen des freien Strandwalls an der Nordwestspitze der Insel bilden sich Haken im Süden und Nordosten aus [398]. Innerhalb der Grenzen des Schutzgebietes befinden sich insbesondere westlich und nördlich der Insel bis zur 2,5 m-Wassertiefenlinie  ausgedehnte Block- und Steingründe als Erosionsreste des Geschiebemergels.

Nutzungsgeschichte: Die ursprünglich als „Naderholm“ bezeichnete Insel wurde erstmalig 1271 urkundlich erwähnt und zu dieser Zeit als Pferdeweide und zur Heuung genutzt [386]. Nach großen Flächenverlusten infolge Abtrag durch Wind, Wellenschlag und Meeresströmung wurde die Insel 1629 erstmalig aufgrund ihrer Form als „Walfisch“ bezeichnet [411]. 1628 wurde eine Befestigungsanlage aus Holz und Erdreich errichtet. Nach der Wiebekingschen Karte von 1786 war die Insel bei einer Länge von ca. 900 m und einer Breite von ca. 50 -100 m ca. 5 ha groß. Ab 1859 war eine hölzerne, anfangs noch unbefeuerte Leuchtfeuerbake vorhanden, die 1938 durch eine 14 m hohe Stahlkonstruktion abgelöst wurde. Die Leuchtfeuerbake wurde 1999 durch ein neues Leuchtfeuer an der Fahrrinne außerhalb des Schutzgebietes ersetzt. 1907/08 wurde zum Schutz des Richtfeuers eine Felssteinmauer an der Nordspitze gebaut, 1940 erfolgten erste Sandvorspülungen an der Ostseite der Insel. Zwischen 1952 und 1956 wurde an der Ostseite des 1951 nur noch 1,12 ha großen Inselkerns auf einer Fläche von ca. 11,5 ha Baggergut aus dem Hafenbecken und der Fahrrinne bis 3 m zu hoch aufgespült. Auf der Insel wird seit 1971 eine Vogelwärterstation unterhalten.

Pflanzen- und Tierwelt: Der pleistozäne, höhergelegene nördliche Inselkern ist von Gehölzgruppen (u.a. Stieleiche, Schwarzer Holunder, Hundsrose, Sanddorn) bewachsen. Nach Beendigung der Baggergutaufspülungen 1956 war die anfangs vegetationslose Spülfläche bis zum Zeitpunkt erster Vegetationsaufnahmen 1962 fast vollständig bewachsen [411]. Die Pflanzendecke auf dem Strandwall und auf den Vordünen besteht u.a. im Nordwesten u.a. aus Strandroggen, Rohrschwingel und Kali-Salzkraut. Im Süden treten salzbeeinflusste Staudenfluren mit Echtem Eibisch, Strand-Aster, Salz-Steinklee und dem sich ausbreitenden Land-Reitgras auf. Das höher gelegene Inselinnere ist von mit Sand-Magerrasen mosaikartig durchsetzten ruderalen Hochstaudenfluren bedeckt und wird kranzförmig von einem ausgedehnten Kartoffelrosen- und Sanddorngebüsch umgeben. Im Übergangsbereich zu den Staudenfluren ist großflächig der Gefleckte Schierling zu finden [198].

Die Beobachtung der Entwicklung des Brutvogelbestandes begann unmittelbar nach Beendigung der Aufspülungen, als sich sofort eine große Küstenvogelbrutkolonie mit Küsten-, Fluss-, Zwerg- und Brandseeschwalbe angesiedelt hatte [360]. Seitdem beherbergt die Insel mehr oder weniger regelmäßig unterschiedlich große Brutkolonien von Sturm-, Silber- und Lachmöwe, Küsten- und Flussseeschwalbe [249]. Charakteristische Brutvogelarten sind weiterhin Mittelsäger (20 BP) und Austernfischer (10 BP). Höckerschwan (40 BP) und Graugans (5 BP) brüten interessanterweise an Land. Biogeographisch interessant sind auch die Brutansiedlungen von Schwarzkopfmöwe (bis zu 7 BP) und Eiderente (seit 1988 bis zu 9 BP). Auf den Haken befinden sich bedeutende Rastplätze für mehrere hundert Kormorane, Großmöwen und Limikolen sowie mausernde Höckerschwäne. Rotfuchs und Steinmarder kommen in Eiswintern auf die Insel.

Gebietszustand und Entwicklungsziele: Der Gebietszustand ist sehr gut. Durch relative Unzugänglichkeit existieren wenig Beeinträchtigungen. Das Entwicklungsziel besteht darin, auch weiterhin die ungestörte Entwicklung des Gebietes zu ermöglichen. Zum Schutz der hier brütenden Küstenvögel ist im Bedarfsfall die Raubsäugerbekämpfung notwendig. Geplant ist die Einbeziehung in ein großflächiges Naturschutzgebiet „Östliche Wismarbucht mit den Vogelinseln Langenwerder und Walfisch“, in dem u. a. die zeitliche und räumliche Regelung des Befahrens mit Wasserfahrzeugen auf der Bundeswasserstraße vorgesehen ist.

Öffentliche Nutzung: Die Insel ist für Besucher nicht zugänglich.