Beobachtung eines Weißbürzel-Strandläufers (Calidris fuscicollis) vom 13. bis 15. Juli 2020 im NSG Langenwerder

Am 13.07.2020 entdeckten Frank Tetzlaff und Jens Köhler auf dem Wattflächen des NSG Langenwerder eine Limikole, die farblich deutlich heller und etwas kurzschnäbliger war, als die dort anwesenden Alpen- und Sichelstrandläufer. Die ebenfalls dort anwesenden Sandregenpfeifer waren wegen ihres kompakteren Habitus und der Braunfärbung verwechslungsfrei. Einmalig konnte der rein weiße Bürzel beim Auffliegen gesehen werden. Außer beim Sichelstrandläufer tritt dieser nur beim Weißbürzel-Strandläufer auf.

Da die Entfernung zum Vogel aber etwa 400 m betrug, konnte eine genauere Artansprache nicht durchgeführt werden. Allerdings wurde aufgrund der Brustfärbung schon aus dieser Entfernung der Sichelstrandläufer ausgeschlossen. Eine später Nachsuche nach dieser Limikole blieb erfolglos.

Am 14.07.2020 fiel dann eine/die Limikole durch ihre für uns ungewöhnlichen Rufe auf. Kurze, helle, mäuseartige tziit tziit tziit-Rufe passten zu keinem anderen Watvogel, den wir bisher gehört hatten. Der Vogel überflog uns mit einigen Sichelstrandläufern, konnte aber auch heute nicht wiedergefunden werden. Durch die Stimmensuche in der xeno-canto-Datenbank erhärtete sich aber der Verdacht auf den Weißbürzel-Strandläufer.

Am 15.07.2020 konnte die fragliche Limikole nach erneuter Suche wiedergefunden und genauer betrachtet werden. Vergesellschaftet mit einigen Alpen- und Sichelstrandläufern war sie nahrungssuchend im Watt der Insel unterwegs. Gut zu erkennen war, die im Vergleich zum Alpenstrandläufer geringere Größe. Ein Zwergstrandläufer konnte aber durch die Länge des Schnabels ausgeschlossen werden. Auch war die beobachtete Limikole größer als ein Zwergstrandläufer. Auffallend war ihr heller, im Vergleich weißlicher Grundton. Wir tasteten uns mit Kamera und Spektiv bis auf ca. 50 m heran. Gut zu erkennen war der im Vergleich zu Alpen- und Sichelstrandläufer etwas kürzere Schnabel. Das Rückengefieder viel durch seine „Buntheit“ und die weißen „Streifen“ auf und unterschied sich damit deutlich von den anderen anwesenden Limikolen. Die weißen „Streifen“ erinnerten ein wenig an einen Sumpfläufer. Dieser konnte aber aufgrund des insgesamt helleren Gesamteindrucks, des schwächer ausgeprägten Überaugenstreifens und der Schnabelform (fehlender Knick um unteren Bereich des Schnabels) ausgeschlossen werden. Im Sitzen, mit angelegten Flügeln, überragten die Handschwingenspitzen das Schwanzende deutlich. Die Brust war fein, aber deutlich gestrichelt und nicht abgesetzt. Die Beinfarbe erschien dunkel bis schwarz. Hauptmerkmal war der breite, nicht durch einen Steg vom Rücken zur Endbinde getrennte, rein weiße Bürzel. Dieser ist außer beim Weißbürzel-Strandläufer nur noch beim Sichelstrandläufer zu erkennen. Der Sichelstrandläufer konnte aber aufgrund der Brustfärbung (zu dieser Zeit waren nur Altvögel mit rein roter Brust oder ins Schlichtkleid mausernde Altvögel auf der Insel) und des kürzeren und weniger gebogeneren Schnabels ausgeschlossen werden. Mehrere Male konnte die beschriebene Limikole auffliegend beobachtet und auch fotografiert werden. Aufgrund der beobachteten Merkmale und der am 14.07.2020 gehörten Rufe kann es sich nur um einen Weißbürzel-Strandläufer (Calidris fuscicollis), vermutlich einen Altvogel im Prachtkleid oder maximal anfänglicher Mauser, handeln. Nach den Beobachtungen war er mindestens seit dem 13.07.2020 anwesend und wurde am 15.07.2020 das letzte Mal gesehen. Nicht artbeschreibend, aber dennoch hinweisgebend ist die Tatsache, dass zu etwa gleicher Zeit an der Nordsee (Mitteilung eines Freundes) gleich 4 amerikanische Limikolenarten anwesend waren. Das lässt eventuell auf eine Luftströmung schließen, die die Vögel zu uns gebracht haben könnten.

Frank Tetzlaff & Jens Köhler

Weißbürzel-Strandläufer
Weißbürzel-Strandläufer am 15. Juli 2020 (alle Fotos: Jens Köhler)

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